Plan W unterstützt „Alleinerziehend & laut“

Die kritische finanzielle Situation und die zeitliche Belastung unter der viele Alleinerziehende leben, ist zwar in der Politik bekannt, doch passiert relativ wenig um diese zu verbessern. Darüber hinaus sind Alleinerziehende in politischen Diskussionen entweder nur vereinzelt oder gar nicht vertreten. 
 
Um das zu ändern starteten Luisa Boos und Jasmina Hostert, beide Politikerinnen der SPD Baden-Württemberg und selbst alleinerziehend, die Initiative Alleinerziehend & laut. Damit wollen sie alleinstehenden Eltern eine Stimme geben und auf ihre Sorgen und Probleme aufmerksam machen. Um sich mit Alleinerziehenden in Baden-Württemberg auszutauschen und zu vernetzen, wurde die Veranstaltungsreihe „Alleinerziehend & laut on Tour“ inittiert – Plan W durfte in der Planung und Umsetzung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit „Alleinerziehend & laut“ hierbei unterstützen.

Die erste Veranstaltung fand am vergangenen Donnerstag, den 31. August 2017, im Café glücklich in Heidelberg statt.Zur Eröffnung der Gesprächsrunde berichteten die alleinerziehenden Mamas Katharina Müller und Mariska Muche im Gespräch mit Luisa Boos von ihren Erfahrungen. Beide wurden schon mit Anfang 20 Mutter und hatten neben dem finanziellen und zeitlichen, vor allem mit gesellschaftlichen Druck zu kämpfen: Das klassische Familienmodell Vater-Mutter-Kind wird in der Gesellschaft immer noch als Maßstab betrachtet und Familien mit nur einem Elternteil werden oft als unvollständig oder nicht „normal“ angesehen. Dabei lebt jede fünfte Familie in Deutschland alleinerziehend.

Netzwerk zum Erfahrungsaustausch

Die Anwesenden bemängelten, dass die finanzielle und zeitliche Belastung, mit der Allenerziehende zu kämpfen haben, nicht anerkannt werde und sie sich in einer ständigen Bittsteller*innen-Rolle befänden. Dabei fehle, neben einem mangelnden politischen und gesellschaftlichen Support, auch oftmals eine Möglichkeit zum persönlichen Austausch mit anderen Alleinerziehenden. Die Initiative „Alleinerziehend & laut“ möchte ein solches Netzwerk zum gegenseitigen Austausch von Erfahrungen bieten und könnte in Zukunft auch als Plattform zum Organisieren untereinander dienen.

Bewunderung vs. Mitleid

Im Laufe der Diskussion kristallisierte sich auch die gesellschaftliche Differenzierung zwischen alleinerziehenden Müttern und Vätern heraus. „Alleinerziehende Väter sind meistens etwas ganz Besonderes und erfahren von der Gesellschaft vor allem Bewunderung, bei uns Frauen wird es hingegen als selbstverständlich angesehen, dass wir mit der Situation zurechtkommen“, merkte Mariska Muche an. Darüber hinaus weise die Gesellschaft einer alleinerziehenden Frau oftmals eine Opfer-Rolle zu und identifiziere sie automatisch als „die arme Verlassenen, die von ihrem Mann sitzen gelassen wurde“, berichtete eine andere Mutter. Dass auch ein selbstbestimmtes Handeln hinter dem Alleinerziehen stehen könnte, werde dabei selten in Erwägung gezogen.

 

Während der Veranstaltung stellte sich heraus, dass Mitleid gegenüber alleinerziehenden Müttern vor allem von Frauen ausgeht. „Eigentlich möchte man kein Mitleid bekommen und deshalb vermeide man, Schwäche zu zeigen“, erklärte eine Veranstaltungsteilnehmerin. Dadurch werden alleinerziehende Mamas in der Gesellschaft auch oftmals als „Powerfrauen“ wahrgenommen und ziehen neben Mitleid auch den Neid anderer Mütter auf sich. Dieser richtet sich vor allem an die scheinbare Unabhängigkeit und Freiheit der Alleinerziehenden. Dabei merkten die Anwesenden an, dass durch die Unabhängigkeit, zum Beispiel in Erziehungsfragen jedoch auch ein enormer Entscheidungsdruck entstünde und man immer für alles allein verantwortlich sei.

Unterstützung von Politik und Gesellschaft ist gefragt

Ein weiterer zentraler Punkt des Gesprächs war die finanzielle Situation von Alleinerziehenden. Dabei waren sich die Diskussionsteilnehmerinnen einig, dass Geldsorgen viel Lebenszeit in Anspruch nehmen und eine gute finanzielle Basis vieles erleichtern würde. Deshalb ist es wichtig, in der Politik mehr Aufmerksamkeit für die Situation von Alleinerziehenden zu generieren und Maßnahmen zu ihrer Unterstützung zu treffen. Darüber hinaus sollte aber auch ein Umdenken in der Gesellschaft erfolgen, denn alleinerziehend sein bedeutet nicht gleich unglücklich sein.